heilfasten

Heilfasten – ein Selbstversuch

Neues Jahr – gute Vorsätze? Habt ihr euch vielleicht vorgenommen, den Weihnachtsspeck von den Hüften verschwinden zu lassen oder gar eure Ernährung umzustellen? Oder wollt ihr einfach nur euren Körper entschlacken? Was eignet sich dann besser, als diese Mission direkt im neuen Jahr anzugehen? Eine Methode, diese Vorsätze in die Realität umzusetzen, ist das Heilfasten.

Heilfasten – ein kontroverses Thema

Beim Thema Heilfasten streiten sich die Geister. Stöbert man ein wenig im Netz, so wird schnell klar, dass es sowohl absolute Befürworter als auch klare Gegner des Heilfastens gibt. Ebenso viele verschiedene Methoden des Heilfastens scheint es zu geben.

Nachdem in meinem Bekanntenkreis von vielen positiven Erlebnissen berichtet wurde, beschließen zwei Kolleginnen und ich, das Heilfasten einfach mal selbst auszuprobieren. Denn nur wer es selbst ausprobiert, kann sich eine eigene Meinung bilden und mitreden und natürlich hoffen wir auch, unserem Körper damit etwas Gutes zu tun.
Netterweise hat mir eine Kollegin ein Buch über das Heilfasten ausgeliehen, in welchem ich mit Interesse stöbere (Lützner, H. (2008): Wie neugeboren durch Fasten). Die darin beschriebenen Nebenwirkungen wie starker Mundgeruch oder üble Ausdünstungen erschrecken mich: Also müffeln will ich nun wirklich nicht! Auch der unbedingt notwendige Einlauf schockiert mich ein wenig. Dagegen verspricht das Heilfasten neben schnellem Loswerden überflüssiger Pfunde allerdings auch straffere Haut, Wohlbefinden und eine Entgiftung des Körpers, die sogar Alterungsvorgänge aufzuhalten vermag.
Außerdem eignet sich das Heilfasten wunderbar als Initiator einer Ernährungsumstellung, die zu einem gesünderen und bewussteren Lebens- und Essenstil führen soll.

Heilfasten – der ideale Zeitpunkt

Ich frage mich, wie ich das Heilfasten wohl in meinen Arbeitsalltag integrieren kann. Normalerweise geht das Fasten einher mit einem Entschleunigen und Abschalten vom Alltagsstress, weshalb es sich besonders für die arbeitsfreie Zeit eignet. Ich dagegen stelle mir eher die Frage, ob ich mir tatsächlich meinen Urlaub versauen möchte, weil ich nichts essen darf?! Das kommt für mich nicht in Frage! Auch wenn das Fasten im Alltag angeblich mehr Disziplin erfordert, ist es dennoch machbar und für mich momentan die einzige vertretbare Möglichkeit. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, wie er das Heilfasten in seinen Alltag integriert.

Also, der Entschluss steht fest und meine zwei Mitstreiterinnen und ich einigen uns auf eine Woche Fasten inklusive Entlastungs- und Aufbautagen. Während fastenerfahrene Menschen durchaus auch mal zwei Wochen nichts essen, bietet sich für Einsteiger die etwas harmlosere Variante an.
Solltet ihr auch mit dem Gedanken spielen, zu fasten, so ist es unbedingt notwendig, dass ihr gesund seid. Solltet ihr euch unsicher sein, ob das Heilfasten tatsächlich eine gute Methode für euren Körper darstellt, dann konsultiert vorsichtshalber einen Arzt.

Heilfasten – Vorbereitungen treffen:

Bevor ihr mit dem Heilfasten beginnt, solltet ihr noch ein paar Vorbereitungen treffen. Schaut beispielsweise, dass ihr alle noch anstehenden, lästigen Verpflichtungen hinter euch bringt und euch keine stressige Zeit bevorsteht. Außerdem solltet ihr auch euren Kühlschrank so gut es geht entrümpeln, denn Leckereien im Kühlschrank werden euch die Fastentage nur unnötig erschweren.
Legt euch am besten schon ein bis zwei Wochen vorher einen Startzeitpunkt fest, sodass ihr euch seelisch und moralisch auf die Fastenwoche vorbereiten könnt. Zu guter Letzt müsst ihr für die Fastenwoche noch ein paar Einkäufe tätigen.

Mein Heilfasten-Einkaufszettel:

  • Geschrotete Leinsamen
  • Gemüsebrühe-Pulver oder Suppengemüse für selbstgemachte Brühe
  • Kräuter- und Früchtetees
  • Gemüsesäfte
  • Sauerkrautsaft
  • Molke
  • Irrigator für den Einlauf (gibt es in der Apotheke und kostet ca. 10€)

Ihr bekommt das alles in sämtlichen Supermärkten, Drogerien oder Reformhäusern. Nun kann es losgehen! Wir haben uns für eine Woche Fasten entschieden. Dies bedeutet im Klartext fünf Tage rein gar nichts essen, davor einen Entlastungstag sowie danach zwei Aufbautage.
Dieser Fastenplan eignet sich demnach gut für den Arbeitsalltag, da man mit seinen Kollegen von Montag bis Freitag gemeinsam fasten kann. Hier eine kleine Übersicht der Fastenwoche. Natürlich darf auch variiert werden bzw. man kann auch jeden Tag das gleiche zu sich nehmen, wenn man beispielsweise am liebsten nur Gemüsebrühe trinkt. Viel Wasser zwischendurch ist jedoch essentiell!

Tabelle Heilfasten
Wochenübersicht Heilfasten

Und nun eine kleiner Auszug aus meinem Tagebuch, das ich in dieser Woche geführt habe:

Heilfasten – der Entlastungstag

Da der Entlastungstag dazu dient, seinen Körper auf das Fasten vorzubereiten, ist heute leichte Kost angesagt: Zum Frühstück gibt es Obst mit Joghurt und geschroteten Leinsamen. Mittags Kartoffeln und Salat. Zwischendurch viel trinken. Abends eine Kürbissuppe.

Heilfasten  – 1. Fastentag

Am allermeisten graut es mir vor dem Einlauf am Morgen. Ich kann euch aber beruhigen – alles halb so wild! Gefühlt habe ich jedoch ungefähr den ganzen Tag Hunger – mal mehr, mal weniger, aber durchgängig unangenehm. Abends friere ich relativ stark. Während meine Mitstreiterin unter starken Kopfschmerzen leidet, habe ich hier nichts zu beklagen. Highlight des Tages: warmer Tomatensaft mit etwas Salz und Pfeffer am Abend. Ich schlafe gut.

Heilfasten – 2. Fastentag:

Das Hungergefühl ist nicht mehr ganz so schlimm wie am ersten Tag. Alle möglichen Gelüste  nach etwas Essbarem treiben mich jedoch um. Auf einen Kaugummi im Mund kann ich nicht verzichten. Allerdings besteht die Gefahr, dass dieser mein Hungergefühl verstärkt. Ich hoffe, ich halte durch, spiele jedoch schon mit dem Gedanken, das Ganze auf vier Fastentage zu verkürzen. Ich denke den ganzen Tag an Essen! Am Abend habe ich Ablenkung und der Hunger steht nicht im Vordergrund. Ich schlafe früh ein.

Gemüsebrühe Heilfasten

Heilfasten – 3. Fastentag:

Ich hoffe darauf, dass mein Hunger verschwindet. So richtig tut er das leider nicht… Meine beiden Mitstreiterinnen habe dieses Problem glücklicherweise nicht. Die Theorie meiner Kollegin ist, dass ich einfach nicht viele Reserven habe, von denen ich zehren kann. Ein wenig Honig im Tee hilft gegen Unterzucker. Ich frage mich jedoch durchgehend, warum ich mir das antue! Ich freue mich mittags schon auf den warmen Tomatensaft am Abend. Die Idee, das Fasten um einen Tag zu verkürzen, festigt sich.

Heilfasten – 4. Fastentag:

Der Entschluss steht fest: Heute ist unser letzter Fastentag. Entgegen jeder Beschreibung, dass es einem ab dem 3. Fastentag gut geht, man sich vital und fit fühlt, habe ich einfach fast durchgängig das Gefühl, etwas essen zu müssen und meine Laune sinkt. Eine Mitstreiterin fühlt sich genau wie in der einschlägigen Literatur beschrieben und hat keinerlei Probleme. Die andere dagegen kämpft mit starken Kopfschmerzen. Ich fühle mich nicht unbedingt schlapp und unfit, aber mir ist zum Teil etwas flau im Magen. Ich freue mich bereits heute auf den Apfel am nächsten Tag!

Heilfasten – 5. Fastentag bzw. 1. Aufbautag

Da der 5. Fastentag entfällt, ist heute bereits der erste Aufbautag. Das Fasten wird klassisch mit einem Apfel gebrochen, da die Säure des Apfels die Bindung von Magensäften und die Darmaktivität anregt. Es sollte sich allerdings um einen richtig reifen bzw. alternativ gekochten Apfel handeln, den man ganz bewusst kaut und ohne Ablenkung genießt. Ich kann bestätigen, der Apfel am Morgen schmeckt köstlich. Allerdings merke ich schon, dass der eine Apfel ganz schön sättigt. Ich muss jedoch aufpassen, dass ich mich nicht meinen Gelüsten hingebe. Ich sündige schon am Morgen und esse ein kleines Stückchen Kuchen. Das musste aber einfach sein! Glücklicherweise bekomme ich kein Bauchweh. Auch beim Mittagessen sättigt mich bereits eine Kartoffel. Das Hungergefühl der letzten Tage ist zum Glück verschwunden und so gebe ich mich schon mit kleinsten Portionen zufrieden.

heilfasten_aepfel

Heilfasten  – 2. Aufbautag

Ich fühle mich gut und freue mich, dass ich wieder essen darf. Von daher muss ich mich ein wenig zügeln. Ich ernähre mich bewusst von Knäckebrot, Leinsamen und Buttermilch. Auch wenn ich gerne wieder richtig loslegen würde, erfreue ich mich auch schon an den kleinen Dingen und schließlich ist es nun fast geschafft! Man sollte seinem Körper nicht zu viel zumuten und ihn erst wieder langsam an die normale Essenszuführung gewöhnen. Aus diesem Grund sind die zwei Aufbautage sehr empfehlenswert und sollten nicht vernachlässigt werden.

Leinsamen

Heilfasten im Arbeitsalltag

Ich kann schlecht vergleichen, wie das Heilfasten vonstattengegangen wäre, wenn ich in dieser Zeit nicht gearbeitet hätte. Ich kann nur für mich sagen, dass ich um jede Ablenkung dankbar war. Ich stelle es mir noch viel härter vor, während meinem Urlaub nichts essen zu können. Da ich keinerlei Konzentrationsstörungen oder ähnliches zu beklagen hatte, war es kein Problem für mich, das Heilfasten in meinen Arbeitsalltag zu integrieren. Sicherlich sollte man schauen, dass man nicht allzu großem Stress ausgesetzt ist und sich lieber einen Zeitraum aussuchen, in dem es im Büro etwas ruhiger zugeht. In der Mittagspause hat mir ein kleiner Spaziergang an der Luft immer sehr gut getan. Sicherlich ist es auch von Vorteil, wenn man das Fasten noch mehr zelebrieren kann, beispielsweise mit Yoga, Meditation oder ähnlichem. Dennoch kann ich es durchaus empfehlen, das Ganze auch in den Alltag zu integrieren.

In Zeiten von Homeoffice ist das Heilfasten sicherlich auch gut in den Alltag zu integrieren, obwohl hier der Kühlschrank in bedrohlicher Nähe steht…

Mein Fazit zum Heilfasten:

Ich kann abschließend nicht sagen, dass ich das Heilfasten so richtig für mich entdeckt habe und dass ich es von nun an womöglich auch noch regelmäßig machen werde. Ich bin dennoch ein bisschen stolz es zumindest vier Tage lang ausgehalten zu haben, absolut nichts zu essen. Das hätte ich vorher eigentlich schon für unmöglich gehalten. Nichtsdestotrotz werde ich diese Prozedur zumindest in naher Zukunft sicher nicht wiederholen. Da ich von Natur aus nicht viel auf den Rippen habe, bin ich hier vielleicht auch nicht gerade die optimale Versuchsperson. Ich spürte deutlich, wie mir das Ganze an die Substanz ging. Während meine Mitstreiterinnen zumindest eins ihrer Ziele mit der Gewichtsabnahme von ca. 3-4 Kilo erreicht haben, tue ich mich mit der Einschätzung der Entgiftung noch ein wenig schwer. Ich hatte weder üble Ausdünstungen noch andere mögliche Nebenwirkungen. Im Nachhinein fühle ich mich zwar gut, allerdings genieße ich es auch einfach nur, wieder essen zu dürfen! Vielleicht war aber alleine schon diese Erfahrung wichtig, um das Essen wieder mehr wertzuschätzen.

Tipps zum Heilfasten

Als kleinen Tipp kann ich euch mitgeben, die Gemüsebrühe lieber selbst zu machen, anstatt auf die gekaufte Pulverform zurückzugreifen. Auch wenn das ein bisschen Zeit erfordert, so spart man sich auch eine Menge Zeit, die man sonst mit Einkaufen und aufwändigem Kochen verbringen würde. Eine selbst gemachte Gemüsebrühe ist dagegen in der Zubereitung wirklich recht simpel und lässt sich auch wieder aufwärmen. Achtet allerdings darauf, dass ihr wirklich nur die reine Brühe zu euch nehmt und keine kleinen Gemüsestückchen dabei sind. Diese setzen sich nämlich im Darm fest und treiben nur unnötig den Hunger in die Höhe. Außerdem war es für mich psychologisch von Vorteil, den Gemüsesaft und die Brühe zu löffeln, anstatt zu trinken. So hatte man wenigstens ein bisschen das Gefühl, etwas zu essen.

Zur Vorbereitung und richtigen Einstimmung auf die Woche hat es mir geholfen, etwas in meinem Buch und dem Internet zu stöbern. Wer sich also vorab gerne ausgiebig informieren möchte, dem empfehle ich, sich entsprechende Literatur zuzulegen.

Schließlich muss  jeder selbst entscheiden, ob er diese Erfahrung machen möchte. Wichtig ist auf jeden Fall, euch vorab zu informieren und ggfs. mit einem Arzt zu sprechen, ob das Heilfasten für euch überhaupt in Frage kommt. Bestimmte Personengruppen sind nämlich aufgrund von Krankheiten oder dem Körpergewicht vom Heilfasten ausgeschlossen. Sucht euch auf jeden Fall Verbündete, die mit euch zusammen fasten oder euch zumindest unterstützen. Mir hat die Unterstützung auf jeden Fall sehr geholfen! Im Nachhinein bin ich zum einen froh, dass es vorbei ist und zum anderen auch dankbar, diese Erfahrung gemacht zu haben.  Zukünftig kann ich jetzt immerhin auch mitreden beim Thema Heilfasten und wer weiß … vielleicht mache ich es ja doch noch mal irgendwann.

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